Der Beitrag des IPD zur feministischen Entwicklungspolitik
Am Internationalen Tag der Frauen am 8. März wird weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht. Im Jahr 1911 wurde der Frauentag erstmals begangen und sein Aufruf ist heute so aktuell wie vor über 100 Jahren.
Vor einem Jahr legte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seine Strategie zur feministischen Entwicklungspolitik vor. Ziel ist es, Frauen die gleichen Rechte und den gleichen Zugang zu Ressourcen zu garantieren wie Männern. Frauen sollen in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen gleichberechtigt vertreten und eingebunden sein.
Als Mitglied des entwicklungspolitischen Netzwerks „Partners in Transformation – Business & Development Network“ des BMZ unterstützt das Import Promotion Desk diese Neuausrichtung und leistet einen Beitrag bei der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen.
Tabea Mack, Teamleiterin der Abteilung Sourcing und Märkte beim IPD in Bonn, stellt im Interview aktuelle Maßnahmen zur Frauenförderung vor und skizziert die Pläne des IPD, die gleichberechtigte Teilhabe am wirtschaftlichen Leben zu stärken.
Frau Mack, wie zahlt die Arbeit des IPD auf das Ziel der gleichberechtigten Teilhabe ein?
Unser Ansatz ist die nachfrageorientierte Handelsförderung. Indem wir langfristige Handelsbeziehungen zwischen Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern und europäischen Firmen schaffen, entsteht eine Win-Win-Situation für beide Partner.
Exporteur:innen profitieren vom Handel, weil sie Abnehmer:innen für ihre Produkte oder Services in Europa finden, und europäische Unternehmen gewinnen, weil sie mit zuverlässigen Lieferant:innen, die ihre Nachfrage und Anforderungen erfüllen, zusammenkommen.
Diese nachhaltigen Geschäftsbeziehungen fördern nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung in unseren Partnerländern, sondern auch die soziale Sicherheit. Denn eine höhere Nachfrage bedeutet ein Ausbau der Produktion und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im formellen Sektor. Dabei achten wir in besonderem Maße darauf, dass auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen entstehen. Wir wollen außerdem, dass die weiblichen Beschäftigten gleiche Chancen beim beruflichen Aufstieg haben.
In der Außenhandelsförderung steckt also großes Potenzial, die Teilhabe aller Menschen am globalen wirtschaftlichen System zu fördern und somit bestehende strukturelle Ungleichheiten effektiv anzugehen.
»In der Außenhandelsförderung steckt großes Potenzial, die Teilhabe aller Menschen am globalen wirtschaftlichen System zu fördern und somit bestehende strukturelle Ungleichheiten effektiv anzugehen.«
Im IPD-Programm sind bereits viele Unternehmen, die Frauen gegründet haben, von Frauenteams geführt werden oder deren Beschäftigten zu einem großen Teil Frauen sind. Welche Bedeutung nimmt Frauenförderung im bisherigen Auswahlprozess ein?
Ja, die Frauenförderung spielt im IPD-Programm eine große Rolle. Schon jetzt werden viele Unternehmen im IPD-Programm von Frauen geführt, insbesondere in den IPD-Produktgruppen, in denen traditionell ein großer Anteil der Beschäftigten Frauen sind, wie beispielsweise natürliche Zutaten, frisches Obst & Gemüse und Schnittblumen. Aber auch im Tourismussektor sind viele Frauen tätig.
In diesen Sektoren ergibt sich die Möglichkeit, gezielt Maßnahmen zur Stärkung der weiblichen Präsenz zu ergreifen. Das beinhaltet beispielsweise Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Teilnahme von Frauen in Schlüsselbereichen wie dem Management zu fördern.
Das IPD ist aber auch in Sektoren aktiv, die noch stark von Männern dominiert werden, wie zum Beispiel der IT-Branche. Unser Bestreben ist, gerade in diesen Bereichen geschlechtsspezifische Barrieren zu überwinden, Frauen zu stärken und Chancengleicheit zu schaffen.
In Zukunft wollen wir den Anteil der frauengeführten Unternehmen in unserem Programm erhöhen. Wir planen eine Zielvorgabe, an der wir uns messen lassen wollen.
Können Sie uns ein Beispiel für ein frauengeführtes Unternehmen nennen, das Sie persönlich beeindruckt hat?
Beeindruckt hat mich Zenith Mohammed Ahmed – die Gründerin von Hayat Cosmo Industry in Äthiopien, die ich während meiner Arbeit als Expertin für Sourcing + Märkte kennenlernte.
Zenith stammt aus einer Familie, in der das Wissen rund um medizinische Heilpflanzen eine lange Tradition hat. Daher war es nur naheliegend, dass sie ein Unternehmen gründete, das ätherische und fette Öle herstellt. Trotz der Herausforderungen in einem schwierigen politisch-wirtschaftlichen Umfeld hat sie die Vermarktung ihrer Produkte mit viel Engagement und echter-Frauen-Power vorangetrieben.
Wir im IPD-Team haben Zenith aktiv bei der Ausweitung ihres Geschäfts Richtung Europa unterstützt, sie bei der Einführung des HACCP-Standard beraten, sie auf europäischen Fachmessen begleitet und ihr Kontakte zu europäischen Einkäufern vermittelt.
Ein besonderer Höhepunkt unserer Zusammenarbeit war dann der erste Geschäftsabschluss mit einem europäischen Kosmetikunternehmen. Das hat mich sehr gefreut.
Diese Erfolgsgeschichte unterstreicht einerseits die bemerkenswerte unternehmerische Leistung von Zenith Mohammed Ahmed, die mit ihrem Einstieg ins Exportgeschäft ihr Unternehmen auf ein neues Level gehoben hat. Gleichzeitig zeigt diese Geschichte aber auch die positive Wirkung der IPD-Unterstützung auf frauengeführte Unternehmen.
»Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für ungleiche Strukturen zu schärfen und gleichzeitig verstärkt Maßnahmen zur Förderung von mehr Gleichberechtigung zu ergreifen.«
Gibt es spezielle IPD-Aktivitäten, wie zum Beispiel Trainings, die die Förderung von Frauen unterstützen?
Das Capacity Building macht einen großen Anteil unserer Services für Exportunternehmen aus. Das sind Trainings zu Einfuhrbestimmungen, Zertifizierungen und Qualitätsstandards. Besonderen Fokus legen wir auf Corporate Social Responsibilty (CSR)-Trainings, die soziale und ökologische Marktanforderungen erläutern.
Wir zeigen in diesen CSR-Trainings die Bedeutung von sozialen Standards auf, die allen Beschäftigten, aber in besonderem Maße marginalisierten Gruppen, zugutekommen. Wir setzen damit an der Wurzel von Ungleichheit an und thematisieren Strukturen, die Ungleichheit begünstigen, wie beispielsweise Bezahlung, Arbeitsschutz und Gesundheitsversorgung. Aktuell überarbeiten wir aktiv unser Trainingsangebot und schärfen diesen Aspekt gezielt zur Förderung von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen.
Wie will das IPD sein Engagement in Zukunft intensivieren?
Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für ungleiche Strukturen zu schärfen und gleichzeitig verstärkt Maßnahmen zur Förderung von mehr Gleichberechtigung zu ergreifen. Wir wollen den Anteil frauengeführter Unternehmen im IPD-Programm erhöhen, damit sie ihr Exportgeschäft nach Europa erfolgreich ausbauen können. Entrepreneurinnen gewinnen so an wirtschaftlicher, aber durch ihr Engagement vor Ort meist auch an gesellschaftlicher und politischer Macht. So zeigen sie anderen Frauen, was möglich ist: Sie sind Vorbilder für Selbstbestimmung und Teilhabe.
Gleichzeitig werden wir unser Angebot an Capacity Building erweitern, das sind spezielle Trainings für Frauen zu Soft Skills, Verhandlungstechniken und Leadership. Unser Bestreben ist, dass die Exportunternehmen in unserem Programm CSR-Strategien implementieren, die unter anderem auch eine Gender Strategie umfasst. Zugleich wollen wir erreichen, dass der Anteil an weiblichen Führungskräften wächst.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist das starke Netzwerk des IPD in seinen Partnerländern. Unsere Regionalbüros arbeiten täglich mit den Business Support Organisations (BSO), also mit Exportförderungsorganisationen, zusammen. Die BSOs haben einen direkten Draht zu vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Für das Thema Empowerment von Frauen können wir diese große Hebelwirkung nutzen.
Eine aktuelle Umfrage unter BSOs und Unternehmen im IPD-Programm zeigt, dass ein großes Interesse an den Trainings für Mitarbeiter:innen und Mitgliedsunternehmen besteht. Viele Unternehmen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und wünschen einen stärkeren Austausch sowie spezifische Coachings. Als IPD wollen wir eine Plattform für diesen Austausch schaffen und planen Networking-Events und ein Mentoring-Programm für weibliche Führungskräfte. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnern werden wir diese Angebote entwickeln.
In den nächsten Jahren werden wir unseren Beitrag leisten – für den wirtschaftlichen Erfolg von frauengeführten Unternehmen und die Förderung der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen im Allgemeinen.
Wir haben also viel vor und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Unternehmer:innen und unseren Partnern.
»Empowerment erreichen wir durch die Förderung von frauengeführten Unternehmen. Entrepeneurinnen gewinnen an wirtschaftlicher, aber auch gesellschaftlicher und politischer Macht. So zeigen sie anderen Frauen, was möglich ist.«
IPD Unternehmerinnen-Stories
Founded by women - powered by women!
Das IPD unterstützt viele kleine und mittelständische Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die von Frauen gegründet wurden und von ihnen erfolgreich geführt werden.
Die Entrepeneurinnen im IPD-Programm nutzen ihre Position, um Frauen und anderen marginalisierten Gruppen den Zugang zu formeller Beschäftigung zu ermöglichen, sie aus- und weiterzubilden. So schaffen sie die Voraussetzungen für eine gleichberechtigte wirtschaftliche und soziale Teilhabe der Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Rechte der Frauen werden nicht nur gestärkt, sondern durch Empowerment wird auch das Wirtschaftswachstum in den Ländern gefördert.
Lesen Sie hier Geschichten von den Unternehmerinnen, die beispielhaft das Potential von Empowerment zeigen.