Beispiele für das Potential von Empowerment
Wachstum und Wirtschaftskraft durch Frauen
Das IPD unterstützt viele kleine und mittelständische Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die von Frauen gegründet wurden und von ihnen erfolgreich geführt werden. Die Entrepeneurinnen im IPD-Programm nutzen ihre Position, um Frauen und anderen marginalisierten Gruppen den Zugang zu formeller Beschäftigung zu ermöglichen, sie aus- und weiterzubilden und so die Voraussetzungen für eine gleichberechtigte wirtschaftliche und soziale Teilhabe der Frauen zu schaffen.
Das IPD vernetzt die von Frauen geführten Unternehmen mit europäischen Einkäufer:innen, damit sie ihren Absatz erhöhen und ihren Exportumsatz langfristig steigern können. Dies ermöglicht es den Unternehmerinnen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, Investitionskapital für den Ausbau ihres Unternehmens zu generieren sowie soziale und ökologische Projekte in ihren lokalen Communities zu unterstützen.
Lesen Sie hier Geschichten von den IPD Entrepreneurinnen, die beispielhaft das Potenzial von Empowerment zeigen.
Ernährerinnen der Familie
Handwerk sichert Einkommen
"Savour Route" ist ein Unternehmen aus Sri Lanka, das sich auf die Produktion von hochwertigem Ceylon-Zimt spezialisiert hat. Senuri Gamage, die Gründerin von "Savour Route", ist sich sicher, dass sie und ihr Team mit dem feinen und aromatischen Ceylon-Zimt ein besonderes Produkt auf den internationalen Markt bringen. Denn wenige wissen, dass die Herstellung von Ceylon-Zimt in Sri Lanka einzigartig ist und diese Kombination aus Kunst und Können von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es werden viel Erfahrung und handwerkliche Fähigkeiten benötigt. Die Ceylon-Zimtstangen bestehen aus mehreren, ganz fein geschnittenen, ineinandergeschobenen Innenrinden des Zimtbaumes.
Das Team von "Savour Route" – 90 Prozent davon Frauen – sind Expertinnen bei der Bearbeitung der Baumstämme und des feinen Abhobelns der Innenrinde. Viele der Mitarbeiterinnen arbeiten bereits seit vielen Jahren in der Zimtindustrie und haben ihre Technik mit den Jahren verfeinert.
Als Spezialistinnen für die Ceylon-Zimtherstellung werden sie sehr gut bezahlt. Die meisten, so Gamage, seien die Ernährerinnen ihrer Familien und würden auch für die Ausbildung ihrer Kinder aufkommen. Andere finden bei "Savour Route" einen Arbeitsplatz, um das Handwerk zu erlernen und sich weiter zu qualifizieren.
Für die Gründerin Gamage war es wichtig, Arbeitsmöglichkeiten für Frauen zu schaffen und sie damit auch finanziell unabhängiger zu machen.
Empowerment durch Mentoring und Qualifizierung
Blumenfarm setzt auf weibliche Führung
Auf der kenianischen Blumenfarm "Fina Flora" werden Hypericum-Pflanzen mit typischen kleinen Beeren angebaut, die als Schnittblumen begehrt sind. Die Farm im Great Rift Valley beschäftigt über 130 Mitarbeiter, davon 70 % Frauen, die auch die meisten Führungspositionen besetzen. Sie organisieren ihre tägliche Arbeit selbstbestimmt und demokratisch in kleinen Teams.
Geschäftsführerin Winnie Mwaniki von "Fina Flora" legt großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeiter:innen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Fortbildung derTeamleiterinnen. Winnie schult sie in den Themenfeldern Management und Agrarwissenschaft.
Im Gespräch mit Winnie Muasya, Geschäftsführerin von Fina Flora
Sie legen einen besonderen Fokus auf die Weiterentwicklung Ihres Teams insbesondere der Teamleiterinnen? Was motiviert sie?
Winnie Muasya: Die positive Entwicklung unseres Teams motiviert mich sehr. Besonders freut es mich, wenn Mitarbeiter, vor allem Frauen, trotz sozialer und wirtschaftlicher Barrieren Verantwortung übernehmen und wachsen.
Welche Schwerpunkte legen Sie bei Ihrem Mentoring?
Winnie Muasya: Der europäische Blumenmarkt hat hohe Anforderungen, die wir nur im Team bewältigen. Wir vermitteln dem Team Liebe zum Detail und Freude an der Arbeit in einem dynamischen Umfeld. Als mittelständisches Unternehmen sind wir sehr flexibel und anpassungsfähig und können daher die Anforderungen des dynamischen europäischen Marktes besser.
Zudem spielen bei uns die Teamleiter:innen eine zentrale Rolle, daher ist uns ihre berufliche Weiterentwicklung sehr wichtig. Hier geht es uns darum, bei ihnen ein Verantwortungsgefühl für das Unternehmen und einen positiven Wettbewerbsgedanken zu erzeugen. Langfristig geht es natürlich darum, die nächste Generation anzuleiten und „Fina Flora“ als Familienunternehmen in eine gute Zukunft zu führen.
Was sind aus Ihrer Sicht Stärken und Herausforderungen von Frauen in der Teamleitung?
Winnie Muasya: Frauen sind gute Managerinnen und auch Arbeiterinnen in der Blumenzucht, weil sie auf Details achten – das ist entscheidend in der Schnittblumenproduktion. Sie haben oftmals ein größeres Einfühlungsvermögen und einen Blick für die täglichen Probleme der Beschäftigten. Das kommt der Motivation innerhalb des Teams zugute.
Zudem sind weibliche Arbeitskräfte – im lokalen kulturellen Kontext gesehen – zuverlässiger, weil sie ihre Arbeit und ihr selbst verdientes Einkommen ernster nehmen. Aber Frauen tragen die doppelte Verantwortung – für ihren Beruf und für ihre Familie. Es sind die Frauen, die sich um ihre Familienangehörigen kümmern, wodurch sie nicht immer verfügbar sind.
Zugleich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Frauen oftmals konservativer sind und Risiken scheuen. Daran arbeiten wir: Verantwortung und Erfolg im Job schaffen Selbstbewusstsein und unterstützen beim Empowerment der Frauen.
Förderung von Frauen im Unternehmen
»Die Förderung von Mädchen und Frauen in unserer Region ist für uns zentral. Wir wollen Chancen für alle schaffen. Wir binden Frauen aktiv als Mitarbeiterinnen und Mentorinnen ein. Und wir bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und ihre berufliche Laufbahn zu entwickeln. Zudem arbeiten wir mit lokalen Frauenorganisationen zusammen.«
Reham Fouda
stellvertretende Geschäftsführerin von "Ethmar Green"
Der ägyptische Dattelproduzent „Ethmar Green“ kooperiert seit 2014 eng mit regionalen Farmen, fördert nachhaltigen Anbau und schafft wichtige Arbeitsplätze. Ursprünglich auf den Export von Medjool-Datteln spezialisiert, bietet das Unternehmen heute ein vielfältiges Sortiment innovativer Dattelprodukte wie Dattelsirup, -paste und -proteinriegel an.
Gründerinnen als Role Model
Faire Preise für lokale Farmer
2021 gründete Chakrya Muth das Unternehmen „Handcrafted Cashew Nuts“ in ihrer Heimatstadt Stung Treng in Kambodscha. Sie hatte zuvor in der Hotellerie und im Lebensmittelhandel Managementerfahrungen gesammelt. Bei einem Urlaub in der alten Heimat stellte sie fest, dass die Cashew-Farmen das Wertschöpfungspotenzial nicht nutzten, da sie die Verarbeitung und Vermarktung der Cashew-Kerne nicht selbst übernahmen. Die guten Preise erzielten somit Händler im Ausland.
„Unsere heimischen Produkte verloren ihre Identität“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Familie und insbesondere ihrer ältesten Tochter, Sothnita Soeun, baute sie das Unternehmen auf. „Handcrafted Cashew Nuts“ arbeitet eng mit den lokalen Farmern zusammen, verarbeitet und vermarktet die Cashew-Kerne selbst und kann so faire Preise auch für die Bauern erzielen.
Das Unternehmen fördert zudem das lokale Netzwerk von Handwerkerinnen und unterstützt junge Frauen mit Mentoring- und Qualifizierungsprogrammen.
»Meine Motivation war der Wunsch, Barrieren in einer von Männern dominierten Branche zu überwinden und Chancen für Frauen in ländlichen Gebieten zu schaffen. Die Überwindung kultureller Barrieren und geschlechtsspezifischer Vorurteile ist für viele Frauen nach wie vor eine Herausforderung. Unsere kollektive Stärke liegt in unserer Anpassungs- und Innovationsfähigkeit. Mein Ziel ist es, andere zu inspirieren, indem ich zeige, dass Frauen erfolgreiche Unternehmen führen und gleichzeitig zum Wohlergehen ihrer Gemeinden beitragen können.«
Chakrya Muth
Gründerin und CEO von „Handcrafted Cashew Nuts“
Chancen für Frauen und Regionen durch internationalen Handel
Das von Frauen geführte Familienunternehmen „Barbatuska“ in Kolumbien exportiert Passionsfrüchte, Granadillas, Physalis und Avocados. Es arbeitet eng mit Kleinbauern zusammen, um und ermöglicht ihnen, ihre Produkte auf internationalen Märkten zu verkaufen und ein besseres Einkommen zu erzielen. Mit einem Team aus 80 Prozent Frauen strebt „Barbatuska“ internationales Wachstum an und unterstützt gleichzeitig die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Regionen, aus denen seine Produkte stammen.
»Unsere Hauptantriebskraft war unsere Leidenschaft für das ländliche Kolumbien und die Vision eines Unternehmens, das Frauen und Männern gleiche Chancen bietet und die Entwicklung des Landes durch internationalen Handel vorantreibt. Wir wollen ein Beispiel für weibliche Führung in einem traditionell von Männern dominierten Sektor sein.«
Melany Blanco Arciniegas
Leiterin Produktion, Barbatuska
Innovative Frauen entwickeln Produktneuheiten
„Sweet Wood“, so heißt die Ceylon Zimt-Produktlinie, die von einem Frauenteam entwickelt wurde und es auf die Shortlist des Innovationswettbewerbs der SIAL 2024 schaffte.
„Ich bin so dankbar, dass dieses Frauenteam meine Leidenschaft teilt, um diese erstaunliche Produktlinie zu entwickeln“, sagt Ranmali Abeyasinghe, Gründerin von „Sweet Wood“. Das junge Tochterunternehmen von SDS Spices in Sri Lanka hat sich auf die Entwicklung von Nahrungsergänzungsmitteln spezialisiert und will die medizinischen und gesundheitlichen Vorteile von Gewürzen, wie Zimt und Kurkuma, nutzen.
Von ihrem Frauenteam ist Ranmali Abeyasinghe überzeugt, und auch im internationalen Handel sieht sie große Chancen für Frauen.
»Frauen zeichnen sich oft durch hervorragende Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeiten aus - wichtige Fähigkeiten im internationalen Handel, wo der Aufbau von Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Partnern über kulturelle Grenzen hinweg entscheidend ist. Eine große Herausforderung sehe ich jedoch in der begrenzten Vertretung in wichtigen internationalen Handelsorganisationen oder bei Branchenveranstaltungen sowie im Mangel an erfahrenen Mentoren.«
Ranmali Abeyasinghe
Gründerin von „Sweet Wood“, Tochterunternehmen von SDS Spices
Frauen in der Landwirtschaft
Die Zukunft Kenias gestalten
»In Kenia liegt die Zukunft der Landwirtschaft bei den Frauen und der Jugend. Frauen erzeugen 70 Prozent der Nahrungsmittel in Afrika, und die meisten von ihnen sind Kleinbauernfamilien mit zwei bis drei Hektar Land.«
Catherine Muya
Gründerin von "Fresh Approach"
Das IPD-Unternehmen "Fresh Approach" aus Kenian setzt bewusst auf die Zusammenarbeit mit Frauen. 60 Prozent der Landwirt:innen, die für das Unternehmen anbauen, sind Frauen. "Fresh Approach" bietet grüne Bohnen, Zuckerschoten sowie Passionsfrüchte an und kontrolliert die Wertschöpfungskette vom Saatgut bis zum Endprodukt.
Bei der Gründung ihres Unternehmens hat sich Catherine Muya an ihrer Großmutter orientiert, die sie als eine unglaubliche Frau, eine Seriengründerin, Risikoträgerin, begeisterte Landwirtin und eine große Verfechterin von Frauen Empowerment beschreibt.
Catherine Muya ist überzeugt, dass Frauen auch die Zukunft der Landwirtschaft mitgestalten werden: „Nach meiner Erfahrung sind Frauen offen für Veränderungen und neue Techniken. Und sie sind bereit, sich neue Fähigkeiten anzueignen, da sie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Erträge aus erster Hand erfahren. Die Frauen nutzen sogenannte „Table banking groups“, die es ihnen ermöglichen, Betriebsmittel zu kaufen, Schulgebühren zu bezahlen und ein wenig für zukünftige Projekte zu sparen."
Natürlicher Reichtum bietet Chancen für Frauen
Das Unternehmen „Arbor Oils of Africa“ aus Kenia hat sich auf die Erforschung von einheimischen afrikanischen Pflanzen und die Entwicklung von Produkten für Kosmetik- und Parfumhersteller spezialisiert. Hilary Sommerlatte startete mit der so genannten afrikanischen Olive (Olea europaea subsp cuspidata) und Schritt für Schritt erweiterte sich ihr Portfolio. Heute wird unter anderem das Öl aus den Samen der Kap Kastanie (Calodendrum capense) als Yangu-Öl auf den internationalen Märkten gehandelt. Die Nachfrage steigt, weiß Hilary Sommerlatte. Und sie ist überzeugt, dass auch die lokalen Gemeinschaften und insbesondere die Frauen dort vom globalen Handel profitieren werden.
So besteht ein großes Potenzial für kenianische Weihraucharten (Boswellia neglecta, Commiphora confusa) und einen verstärkten Handel mit ätherischen Ölen dieser Arten. Sie sind in Kenia reichlich vorhanden und kommen hauptsächlich in den Trockengebieten vor, wo es außer der Viehzucht kaum alternative Einkommensmöglichkeiten gibt. Die Sammler, meist Frauen, können bei erhöhter Nachfrage von internationalen Märkten ihre finanzielle Unabhängigkeit sowie ihren Status innerhalb ihrer Gemeinschaften verbessern.
Im Kampf gegen Menschenhandel
Recht auf Selbstbestimmung festigen
»Wir unterstützen die Frauen dabei, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und sich vor erneutem Menschenhandel zu schützen. Zugleich geben wir ihnen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.«
Jeny Pokharel, Gründerin „Sasane Sisterhood Trekking & Travels“
Seit 2019 arbeitet das IPD mit dem Tourismusunternehmen "Sasane Sisterhood Trekking & Travels" aus Nepal zusammen.
"Sasane Sisterhood" bildet benachteiligte Frauen, insbesondere Frauen, die Opfer von Gewalt und Menschenhandel geworden sind, zu Touristenführerinnen und im Gastgewerbe aus. In den Trainings eignen sich Frauen die Fertigkeiten eines Trekking-Guides an und lernen die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung mit den Anforderungen der Reisenden in Einklang zu bringen. Die Ausbildung trägt zur sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Emanzipation der Frauen bei.
Das Angebot von "Sasane Sisterhood" umfasst Touren durch Kathmandu, in das Umland mit Blick auf den Himalaya und in das Annapurna-Gebirge.
"Sasane Sisterhood" arbeitet darüber hinaus eng mit ländlichen Gemeinden zusammen, um das Tourismusangebot auszubauen. Ziel ist es, nachhaltige Unternehmen zu gründen sowie Einkommensquellen zu erschließen.
Auf der ITB 2023 wurde das Unternehmen für seine Arbeit mit dem diesjährigen „To Do Award Human Rights in Tourism“ des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung e.V. ausgezeichnet.
Women in Global Trade
Das IPD fördert das Empowerment von Unternehmerinnen, indem es ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigt und ihnen hilft, gegen Vorurteile und Benachteiligungen anzukämpfen. Mit dem neu gegründeten Netzwerk „Women in Global Trade“ bringt das IPD Frauen des Export- und Importgeschäfts zusammen. Lesen Sie hier mehr.